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Reizdarm

Mit Fasten zum Erfolg gegen Reizdarm?

Dass beim Reizdarmsyndrom manchmal Verzicht geübt werden muss, haben Sie sicher schon selbst erlebt. Wenn bestimmte Nahrungsmittel Ihrem Darm unzumutbare Schmerzen bereiten, kommen Sie schnell selbst darauf, diese Produkte lieber zu meiden – auch wenn das Zurückhaltung am Buffet oder auf der Grillparty bedeutet. 

Einen leicht anderen Ansatz verfolgt das Fasten. Denn hier wird nicht nur auf problematische Nahrungsmittel verzichtet, sondern auf das Allermeiste von dem, das wir alltäglich zu uns nehmen.    

Was hilft bei Reizdarm wirklich?

Viele Anbieter locken betroffene Menschen mit Reizdarm mit übertriebenen Heilversprechen, aber was kann Ihnen wirklich weiterhelfen? Machen Sie den Test!

Was sagt die Wissenschaft zum Fasten bei Reizdarm? 

Die Vorteile von Fastenkuren beim Reizdarmsyndrom sind bisher kaum wissenschaftlich erforscht. Eine der wenigen Studien, die sich bisher damit befasst hat, legt zwar eine positive Wirkung nahe, kann aber ebensowenig als repräsentativ gelten, wie sie tatsächliche Gründe nennt, warum eine Fastenkur hilft.1

Es gibt nichtsdestotrotz eine Vielzahl an Ärzten, die das Fasten bei Reizdarmsyndrom als unbedingt ausprobierenswert erachten. Dafür spricht allein der Ansatz einer Fastenkur; nämlich den Darm fast vollständig von seiner üblichen Zufuhr an teils ungesundem Darmflorafutter abzuschneiden.

Diese radikale Nahrungsumstellung kann für einen gequälten Darm Erlösung bieten. Sowohl psychische Beschwerden (Angsterleben, Depressionen) als auch auch physische (Bauchschmerzen, Durchfall) können im Idealfall gelindert werden.    

Welche Fastenkur ist die richtige für mich? 

Fastenkuren gibt es so viele, dass sie an dieser Stelle kaum in der Gänze aufgeführt werden können. Es macht aber Sinn, sich einen Überblick über die bekanntesten Ansätze zu verschaffen. Dazu gehört die Buchinger-Kur, die Schroth-Kur, das Wasserfasten, das Schleimfasten und die Mayr-Kur

Was hilft bei Reizdarm weiter?

Welche Medikamente und Maßnahmen in Ihrer Situation weiterhelfen, finden Sie in einem kurzen Test heraus:

Buchinger-Kur

Der deutsche Arzt Otto Buchinger (1878-1966) wird häufig als der Vater des modernen Fastens bezeichnet. Er entwickelte Mitte der 1930er Jahre eine noch heute häufig angewandte Methode. Vor dem Fasten steht dabei zunächst die völlige Darmentleerung, die etwa mit dem Abführmittel Glaubersalz herbeigeführt werden kann.

Der Tagesablauf der Kur besteht aus ¼ Liter Tee morgens, ¼ Liter Fruchtsaft mittags und abends ¼ Liter heiße Gemüsebrühe. Darüber hinaus sollen 2 weitere Liter Flüssigkeit über den Tag aufgenommen werden, am besten in Form von Wasser oder Tee.2

Die Kur soll so zur Entgiftung des Körpers beitragen. 

Schroth-Kur 

Die Schroth-Kur geht auf Johann Schroth zurück, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts seine Erkenntnisse zum Heilfasten zum Kern der nach ihm benannten Kur machte. Im Zentrum der Therapie steht ein Wechsel von Trink- und Trockentagen, die dem Körper Giftstoffe entziehen sollen.3

Dabei wird allerdings nicht nur Wasser konsumiert, sondern auch Tee, Saft und Alkohol – wegen letzterem steht die Kur heutzutage in der Kritik. Neuere Versionen der Therapie verzichten daher auf die von Johann Schroth noch so gelobte Beimengung von trockenem Wein und Wacholderschnaps.4

Wasserfasten
Minimum 3 Liter Wasser pro Tag: Das Wasserfasten.

Wasserfasten

Äußerst prominent ist auch das Wasserfasten. Wie der Name schon sagt, ernähren Sie sich hier über mehrere Tage (Anfängern wird zu nicht mehr als 5 geraten) von Wasser – und zwar ausschließlich. 3 Liter pro Tag sollten es mindestens sein. 

Besonders beim Wasserfasten sind Vor- und Nachbereitung wichtig. Auch über mögliche Nebenwirkungen sollten Sie Bescheid wissen. Als solche sind typischerweise Kopfschmerzen, Schwindel, Kreislaufprobleme, Mundgeruch und Müdigkeit gelistet. 

Bereits drei Tage vor Beginn des Fastens und der Darmentleerung muss der Speiseplan reduziert werden, genau wie die Nahrungsmittelzufuhr nach der Kur nicht direkt wieder von 0 auf 100 hochgefahren werden kann.

Wasserfasten ist die radikalste Form des Verzichts. Dafür werden ihm auch besonders effektive Detox-Eigenschaften zugeschrieben. 

Wissenschaftlich ist die Wirksamkeit der Radikalkur aber nicht hinreichend belegt. Und die Nebenwirkungen können heftig sein.5

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Schleimfasten

Schleimfasten bei Reizdarm

Eine Variante, die vielleicht besonders gut geeignet ist für Reizdarm-Patienten, ist das sogenannte Schleimfasten. Hier stehen Reis und Hafer im Mittelpunkt, flankiert von Leinsamen und Gerste.

Die einwöchige Kur besteht daraus, dreimal täglich den aus den oben genannten Lebensmittel bestehenden Haferschleim zu sich zu nehmen. Viel Bewegung und eine hohe Wasserzufuhr gehört ebenfalls zu dieser Fastenform.

Während die Kur geschmacklich sicherlich kein Highlight ist, birgt sie doch viele Vorteile: Denn zum einen schont sie den Darm, die ballaststoffreiche Zufuhr regt die Verdauung an.

Zum andern schützt sie im Gegensatz zu anderen Fastenkuren die Muskulatur vor Abbau. Durch die Versorgung mit Eiweißen und Kohlenhydraten wird also ohne JoJo-Effekt abgenommen.6

Mayr-Kur 

Auch die Mayr-Kur kommt besonders für Reizdarmsyndrom-Patienten infrage. Der österreichische Arzt Franz Xaver Mayr (1875-1965) entwickelte seinen Ansatz vor etwa hundert Jahren unter besonderer Berücksichtigung der Darmgesundheit.

Nach seiner Auffassung war der Darm ein Arbeiter, der ebenso wie Menschen bei zu viel Tagewerk unwirsch und träge würde. 

Mayr setzte also auf eine Schonkost, die er in drei Phasen einteilte und die aus Brötchen, Tee, Milch und Gemüse besteht. So kann die Mayr-Kur auch als Umstellungsphase für eine allgemein gesündere Ernährungsweise gesehen werden.7

Wie das genau funktioniert und ob die Mayr-Kur tatsächlich besonders bei Reizdarmsyndrom Sinn macht, erläutern wir hier in einem eigenen Artikel: Mayr-Kur

Was muss ich noch beachten? 

Eine Fastenkur nimmt einen starken Einfluss nicht nur auf unseren Darm, sondern auf unseren gesamten Körper. Der Verzicht auf den allergrößten Teil unserer Nahrung sollte also nur von Menschen gewagt werden, die – außer dem Reizdarmsyndrom – an keinen anderen Erkrankungen leiden

Auch unterernährte, untergewichtige oder magersüchtige Menschen sollten von einer Fastenkur Abstand nehmen. Selbst für Reizdarmpatienten macht das Fasten nur Sinn, wenn Diäten und andere Ernährungstherapien (Low-FODMAP-Diät etc.) nicht zum Erfolg geführt haben. 

Der Radikalverzicht ist somit eher Ultima Ratio für Reizdarm-Härtefälle als Standardmittel für Darm-Erkrankte.8 Generell gilt: Eine Fastenkur, die auf mehr als 10 Tage angesetzt ist oder von besonderer Strenge ist (Wasserfasten), sollte nur unter ärztlicher Aufsicht geschehen.

Aktuell: CBD Öl bei Reizdarm? Studien machen Hoffnung, mehr dazu unter: www.reizdarmselbsthilfe.org/cbd-reizdarm

CBD: Eine Alternative zum Fasten?

CBD Reizdarm

Wer nach einer wissenschaftlich fundierten Alternative zum Fasten sucht, für den ist CBD eine gute Anlaufstelle. Mittlerweile haben viele Studien die Wirksamkeit des Cannabinoids bei Reizdarm bestätigt.

Grund dafür ist unser Körper, der auch selbst Cannabinoide herstellt. Das Problem bei Reizdarmpatienten: Greifen die Immunzellen die Darmschleimhaut an – wie beim Reizdarmsyndrom vermutet wird -, braucht der Körper Cannabinoide, um diese wieder instandzusetzen. Und leider braucht er dafür mehr, als er produzieren kann. 

Das führt dazu, dass keine der sogenannten Endocannabinoide übrigbleiben, um zwei wichtige Darmrezeptoren zu aktivieren: CB1 und CB2, die für die Schmerzregulierung im Darm zuständig sind. Ihre Aktivierung lindert also typische Reizdarmbeschwerden.

CBD von außen zuzuführen, ist also durchaus sinnvoll, denn es unterstützt das körpereigene Endocannabinoidsystem.9, 10, 11, 12, 13 , 14

CBD ist im Übrigen vom “Kiffen” strikt zu trennen: Es tritt kein Rausch auf, CBD ist in Deutschland im Gegensatz zu THC legal erhältlich und wird vor allem in Ölform vertrieben. Für Reizdarmpatienten ist die Einnahme von CBD also in jedem Fall empfehlenswert – und sei es nur, um die Wirkung zu überprüfen.

Wichtig: Bitte kaufen Sie nicht irgendein CBD-Öl im Internet. Hier gibt es einfach zu viele schwarze Schafe.
Einen Anbieter den wir bedenkenlos weiterempfehlen können und der bei unseren Mitglieder besonders beliebt ist, ist Nordic Oil.

Mehr zu den CBD-Produkten von Nordic Oil finden Sie auf der Webseite: www.nordicoil.de

Renate Becker – Reizdarmselbsthilfe

Renate Becker

Gründerin reizdarmselbsthilfe.org

Frau Becker hat das Selbsthilfe-Portal „Reizdarmselbsthilfe“ gegründet und freut sich auf Ihre Fragen und Kommentare an info[at]reizdarmselbsthilfe.org.


Verwendete Literatur und weitere Quellen

  • 1 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17078771
  • 2 https://www.ugb.de/richtig-fasten/fasten-nach-buchinger/
  • 3 https://www.fastenwelt.com/methoden/schrothkur/
  • 4 https://www.netdoktor.de/ernaehrung/heilfasten/schrothkur/
  • 5 https://utopia.de/ratgeber/wasserfasten-wie-gesund-ist-es-wirklich/
  • 6 http://www.heilfasten-ratgeber.de/schleimfasten.html
  • 7 https://www.netdoktor.de/ernaehrung/heilfasten/mayr-kur/
  • 8 https://www.reizdarmtherapie.net/2015/01/02/fasten-mit-einem-reizdarm/
  • 9 https://autoimmunportal.de/cbd-wirkung/
  • 10 https://www.leafly.de/morbus-crohn-colitis-ulcerosa-reizdarm-cannabis/
  • 11 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29538683
  • 12 https://www.feuer-im-darm.de/morbus-crohn-cannabis-kann-symptome-lindern/
  • 13 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23648372
  • 14 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24356243