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Reizdarm

Antidepressiva bei Reizdarmbeschwerden?

Unser Darm kommuniziert mit unserem Hirn. Darüber sind sich die allermeisten Forscher heutzutage einig. Diese Verbindung führt mit sich, das Vorgänge im Darm unsere Psyche beeinflussen können, und andersherum Vorgänge in unserem Gehirn imstande sind, unsere Darmbefindlichkeit zu verändern. 

Das Problem kann jedoch gleichzeitig die Lösung sein: Studien zum Gebrauch von Antidepressiva bei Reizdarmbeschwerden haben beachtliche Effekte aufgezeigt. Hintergrund ist, dass die Antidepressiva die Signalverarbeitung im Gehirn beeinflussen. Das führt dazu, dass auf überaktive Schmerzsignale aus dem Darm weniger stark reagiert wird.   

In einer 2014 veröffentlichten Untersuchung berichteten 56% der mit Antidepressiva behandelten Patientengruppe von deutlichen Symptomrückgängen. 1

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Aktuelle Studie bestätigt Trend

Auch eine aktuelle Studie aus dem Jahr 2018 bricht eine Lanze für den Einsatz von Antidepressiva beim Reizdarmsyndrom (RDS). Gleiches gilt auch für eine konventionelle Psychotherapie. Die Studie befand: Patienten, die Antidepressiva nehmen, profitieren von einer höheren Wahrscheinlichkeit des Symptomrückgangs – ebenso wie Patienten, die sich einer Psychotherapie unterziehen.

Nichtsdestotrotz war der Unterschied zur Placebo-Gruppe zwar deutlich, aber nicht weltbewegend. Die Ergebnisse bestätigen somit in erster Linie einen Trend.2

Daten aus 53 Studien

Für die aktuelle Analyse untersuchten die Forscher Daten aus 53 Studien, die die Wirkung von Antidepressiva oder Psychotherapie, entweder allein oder in Kombination, mit Placebo-Behandlungen oder dem „üblichen Vorgehen“ bei Menschen mit Reizdarmsyndrom verglichen.

Das Ergebnis: Patienten, die mit Antidepressiva behandelt wurden, erfuhren eine stärkere Sypmtom-Linderung; sie waren um 34% Prozent wahrscheinlicher von einer Erleichterung betroffen als Menschen, die ein Placebo bekamen. Bei der Psychotherapie lag der Unterschied bei 31%.3

Verringertes Schmerzempfinden im Gehirn 

Ärzte vermuten hinter der Effektivität von Antidepressiva bei Reizdarmsyndrom eine Schmerzunterdrückung im Gehirn. Während die Sensibilität des Nervensystems, das im Darm Schmerzen als solche wahrnimmt und an das Gehirn weiterleitet, mit Medikamenten kaum beeinflusst werden kann, vermögen es Antidepressiva, Reize, die im Gehirn ankommen, zu unterdrücken oder weniger stark auszuspielen. Diesen Effekt können sich Reizdarmpatienten zu Nutze machen, auch wenn die Ergebnisse variieren können.   

Achtung vor Nebenwirkungen 

Bei Antidepressiva handelt es sich nicht um harmlose Nahrungsergänzungsmittel, sondern um schwere Eingriffe in die eigene Psyche. Sie machen Sinn, wenn es einem schlecht geht – und häufig gehen RDS und Depression Hand in Hand.

Ob Depression oder nicht: So groß die Vorteile, so gravierend können die Nebenwirkungen sein, besonders in den ersten Wochen nach Beginn der Medikamentierung. Dazu zählen beispielsweise Kopfschmerzen, Kreislaufprobleme und Störungen der Sexualität (etwa Lustlosigkeit).3

Die Einnahme von Antidepressiva zur Bekämpfung des Reizdarmsyndroms sollte also unbedingt mit einem Arzt abgesprochen werden.    

CBD: Alternatives Mittel gegen Reizdarmbeschwerden? 

CBD taucht immer regelmäßiger in Untersuchungen zur Schmerzlinderung bei CBD auf. Die Wissenschaft ist sich mittlerweile einig, dass CBD eine entzündungshemmende, entspannende, kurzum: schmerzlindernde Wirkung im Kampf gegen das RDS besitzt.4 – 10

Das Geheimnis des Erfolgs kann dabei im Darm selbst verortet werden. Wie das genau funktioniert, erfahren Sie in unserem Artikel zu CBD & Reizdarm.

Renate Becker – Reizdarmselbsthilfe

Renate Becker

Gründerin reizdarmselbsthilfe.org

Frau Becker hat das Selbsthilfe-Portal „Reizdarmselbsthilfe“ gegründet und freut sich auf Ihre Fragen und Kommentare an info[at]reizdarmselbsthilfe.org.


Verwendete Literatur und weitere Quellen

  • 1 Irritable Bowel Syndrome (2017)
    Alexander C. Ford, M.D., Brian E. Lacy, M.D., and Nicholas J. Talley, M.D., Ph.D.
    https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMra1607547
  • 2 https://www.reuters.com/article/us-health-ibs-psychology/antidepressants-psychotherapy-may-help-ease-irritable-bowel-syndrome-idUSKCN1M52YZ
  • 3 https://www.hindawi.com/journals/cjgh/2018/2047242/
  • 4 https://www.gesundheitsinformation.de/wie-wirksam-sind-antidepressiva.2125.de.html
  • 5 https://autoimmunportal.de/cbd-wirkung/
  • 6 https://www.leafly.de/morbus-crohn-colitis-ulcerosa-reizdarm-cannabis/
  • 7 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29538683
  • 8 https://www.feuer-im-darm.de/morbus-crohn-cannabis-kann-symptome-lindern/
  • 9 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23648372
  • 10 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24356243