Die Reizdarmmedikamente Probielle Pro-A und Probielle Pro-R des Pharmaherstellers STADA sollen bei Durchfall infolge von Antibiotikaeinnahme (A) und dem Reizdarmsyndrom allgemein (R) helfen; frĂĽher waren sie auch unter dem Namen Probielle AAD und Probielle Reizdarm bekannt.
Was hilft bei Reizdarm wirklich?
Viele Anbieter locken betroffene Menschen mit Reizdarm mit ĂĽbertriebenen Heilversprechen, aber was kann Ihnen wirklich weiterhelfen? Machen Sie den Test!
Probielle versucht mit Bifido-Bakterienstämmen entstandene Mängel ebenjener im Darm auszugleichen. Daher rührt auch der Name Probielle: Denn Bifido-Bakterien gehören zur Gruppe der Probiotika, die unseren Darm bevölkern und deren Zusammensetzung elementar für unsere Verdauung und unser Wohlbefinden ist.
Auch beim Reizdarmsyndrom (RDS) gibt es den Ansatz, der Darmflora mittels Probiotika auf die SprĂĽnge zu helfen. In der Theorie besiedeln diese zugefĂĽhrten, freundlichen Probiotika einfach wieder das Mikrobiom und verhelfen ihm so zurĂĽck zur Balance. In der Praxis muss das allerdings nicht immer so aussehen.1, 2, 3
Wie Probiotika in unserem Darm genau funktionieren – oder eben nicht -, erfahren Sie auch in unserem Artikel “Was ist Reizdarm?”
Probielle Pro-A: Wenig Studienbelege
Probielle Pro-A wird bei einer sogenannten “Antibiotika-assoziierten-Diarrhoe” (AAD) eingesetzt. In diesem Fall ist es das Antiobiotikum, das den Probiotika-Haushalt im Darm durcheinandergebracht hat.
Pro-A setzt dazu die Bakterienstämme Lactobacillus acidophilus NCFM, Lactobacillus paracasei Lpc-37, Bifidobacterium animalis subsp. lactis Bi-07 und Bifidobacterium animalis subsp. lactis Bi-04 ein.
Zu letzteren beiden gibt es eine Studie, die dem animalis-Stamm zwar eine gewisse Wirksamkeit gegen Reizdarmbeschwerden zuschreibt, die das RDS allerdings auch noch als funktionelle Darmerkrankung (die Studie datiert von 2012) fĂĽhrt – eine Einstufung, die mittlerweile längst ĂĽberholt ist: Im Gegensatz zu frĂĽheren Vermutungen können beim RDS sehr wohl strukturelle Veränderungen im Darm festgestellt werden.
Wie hilfreich die Probiotikazufuhr also wirklich bei AAD ist, bleibt dahingestellt.4
Probielle Pro-R: Ein klares Jein
Auch Probielle Pro-R setzt zur Bekämpfung der typischen Reizdarmsymptome wie Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfall oder Verstopfung auf Probiotika.
In diesem Fall auf die Stämme Lactobacillus plantarum PBS067, Lactobacillus rhamnosus LRH020 und Bifidobacterium animalis subsp. lactis BL050, für die auch jeweils Studien vorliegen.
Die Problematik der animalis-Studie wurde ja bereits in dem Abschnitt zu Pro-A aufgezeigt, die Untersuchungen zu den genannten Laktobazillen hingegen machen Mut: Auch wenn sie nur eine Tendenz beschreiben, scheinen sie – und somit Pro-R – in bestimmten Fällen zu helfen – insbesondere, wie eine Studie herausfand, bei der Linderung von Blähbauch und Bauchschmerzen allgemein.5, 6
Was hilft bei Reizdarm weiter?
Welche Medikamente und MaĂźnahmen in Ihrer Situation weiterhelfen, finden Sie in einem kurzen Test heraus:
Fazit: Kann, muss aber nicht!
Probiotika sind in der Forschung umstritten. Manche Studien heben die positiven Effekte ihrer Supplementierung bei Reizdarm-Syndrom hervor – andere Untersuchungen führen die Problematik an, dass ohne eine Vorarbeit durch Präbiotika, Probiotika überhaupt keine Umgebung im Darm anfinden würden, in der sie sich ansiedeln “möchten”. Dadurch verpuffe ihr Effekt.
Nichtsdestotrotz zeigen Präparate wie Probielle bei manchen Patienten Wirkung. Das liegt daran, dass verschiedene Probiotika bei verschiedenen Reizdarm-Syndrom-Typen durchaus eine Veränderung mit sich bringen können. Die Mischung macht es in diesem Fall.
Daher kann man diesen Weg auf jeden Fall ausprobieren und wenn er Linderung verschafft, dann ist es gut so. Leider ist man weit entfernt davon, sagen zu können, dass er auf jeden Fall Besserung verspricht.
Aktuell: CBD Ă–l bei Reizdarm? Studien machen Hoffnung, mehr dazu unter: www.reizdarmselbsthilfe.org/cbd-reizdarm
Ist CBD eine gute Alternative zu den Probielle-Präparaten?
Der nicht-psychoaktive Stoff der Cannabispflanze – CBD – ist ein natürlicher Schmerzhemmer und seine Wirksamkeit bei RDS mittlerweile gut untersucht. Somit ja: CBD kann bei RDS eine natürliche, nachweislich wirksame Alternative zu Probiotika sein.
Der Vorteil gegenĂĽber dem psychoaktiven THC ist seine legale VerfĂĽgbarkeit in Deutschland und seine Darreichungsform etwa als Ă–l. Was dieses Ă–l in unserem Darm zu bewirken vermag, erfahren Sie in unserem Artikel zu CBD & Reizdarm.
Verwendete Literatur und weitere Quellen
- 1 https://www.centrosan.com/Wissen/Naehrstoff-Lexikon/Weitere_Naehrstoffe/Pro-und-Praebiotika/Bifidobakterien.php
- 2 https://www.focus.de/gesundheit/ernaehrung/probiotika-doch-nicht-gesund-forscher-kratzen-am-guten-ruf_id_9384262.html
- 3 https://www.apotheke-adhoc.de/nc/nachrichten/detail/markt/stada-comeback-fuer-probielle-nahrungsergaenzungsmittel
- 4 https://magendarm-zentrum.de/images/dokumente/publikationen/darmflora-probiotika/probiotika-und-reizdarm.pdf
- 5 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3419998
- 6 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4239510